Oft ist es spannend, wenn wir unsere Wahrnehmung mit derjenigen anderer Menschen abgleichen. „Magst Du mir ein Feedback geben? Wie beurteilst Du mein Verhalten?“
In vielen Seminaren – vor allem in der Persönlichkeitsentwicklung - finden Feedback-runden regelmäßig statt. Aber auch im normalen Leben ist es wertvoll. Und es gehört eine Menge Überwindung dazu. Ich möchte Sie ermutigen, diese Chance auf Feedback wahrzunehmen. Es ist keine Bewertung, sondern lediglich die subjektive Wahrnehmung eines anderen Menschen.
Aber sie liefert uns wichtige Anhaltspunkte darüber, wie wir auf andere Menschen wirken. Und da wir in keinem Lebens-stadium perfekt sind und zu jedem Zeitpunkt hinzulernen können, wenn wir nur neugierig sind, können wir Feedback als große Chance nutzen, aus unseren Fehlern und von anderen Menschen zu lernen.
Und es ist sinnvoll, sich anschließend für das Feedback eines Außenstehenden oder Ihres Gegenübers zu bedanken. Die Dame an der Kuchentheke würde man ebenso wenig wie den Physiotherapeuten nach ihrem Feedback oder ihrer Wahrnehmung nach dem gemeinsamen Gespräch fragen. Ein guter Freund dagegen kann zu einem wichtigen Hinweisgeber werden, um die Wahrnehmung unseres Selbst zu schulen und um eine Antwort auf die Frage zu bekommen: „Wie wirke ich?“
Wenn Sie sich für Feedback öffnen, werden Sie überrascht sein, was Sie über sich selbst erfahren. Hier und da sind Sie vielleicht stolz oder gerührt oder Sie schämen sich sogar, etwas so Positives zu hören. In einigen Punkten merken Sie schnell: „Mein Gott, wieso erfahre ich das erst jetzt nach so vielen Lebensjahren, das ist ja schlimm!“ Vergegenwärtigen Sie sich, dass es nicht um eine persönliche Bewertung, sondern um die Wahrnehmung eines Menschen betreffend Ihres Verhaltens und eben nicht Ihrer Person geht!
Manche Menschen haben den Mut, im Job oder bei einem Arbeitgeberwechsel den letzten Chef oder Kollegen nach einem ehrlichen und persönlichen Feedback auf das eigene Verhalten zu fragen. Selbst wenn die Spannungen im Arbeitsverhältnis noch so groß waren, werden Vorgesetzte oder Kollegen
angenehm überrascht sein aufgrund dieser unerwarteten Frage. Auch wenn Sie hier und da völlig anderer Meinung sind, so ist es für Sie eine tolle und günstige Möglichkeit, sich persönlich weiter zu entwickeln. Und darüber hinaus leiten Sie damit eine Frieden stiftende Maßnahme ein.
Es ist allerdings wichtig, Feedback auch als solches zu kennzeichnen. Vielleicht kennen Sie es selbst: Wenn Sie eine andere Person mit Ihrer (negativen) Beurteilung seines Verhaltens überraschen, wird sie sich persönlich angegriffen oder in die Ecke gedrängt fühlen und wahrscheinlich negativ reagieren. Fragen Sie jedoch: „Darf ich Dir mal ein Feedback geben?“, so entscheidet sich die andere Person selbst, ob sie sich darauf einlässt und wird Ihre Worte ganz anders wahrnehmen.